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Aus dem Archiv: Man nannte ihn den „roten Zwehl“
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Heiligenstadt · Mittwoch 31 Jan 2024
Tags: JohannvonZwehl
„Die sogenannte „Tannenburg“, der Vierzehn-Nothelfer-Altar in der Ägidienkirche und das „Zwehlsche Haus“ erinnern in Heiligenstadt noch heute an einen Mann, der als Verteidiger der Stadt im Dreißigjährigen Krieg gegen die Schweden in die Eichsfeldgeschichte einging und dem der Volksmund ob seines langen Bartes den Namen „der rote Zwehl“ gegeben hatte: Johann von Zwehl. Der im Jahre 1580 geborene Zwehl war von 1612 bis 1652 Stadtschultheiß von Heiligenstadt, nachdem er zuvor — wie Dr. Opfermann in seinem Buch „Gestalten des Eichsfeldes“ vermutet — in Erfurt in Mainzer Dienste trat.

Als kurmainzischer Rat, Schultheiß und Landschreiber organisierte und leitete er mit unermüdlichem Eifer und großer Energie die Verteidigung der damals durch hohe Stadtmauern geschützten „Hauptstadt des Eichsfeldes“. Lange konnte er dem übermächtigen Schwedenheer die Stirn bieten. Doch 1632 drangen die Schweden in die Stadt ein. Sofort wurde nach Zwehl gefahndet. Jedoch, er war trotz gründlichster Suche nirgends zu finden. Vor den plündernden Schweden hatte sich Zwehl im Giebel der Annenkapelle neben der Marien-Kirche versteckt. Nur einige wenige Vertraute kannten seinen Unterschlupf und versorgten ihn dort mit Lebensmitteln. Von seinem Versteck aus gab Zwehl geheime Anweisungen, schmiedete Pläne, wie die Schweden zu vertreiben waren.

Dann ließ er sich seinen Bart stutzen und entwich als Bauer verkleidet und durch Hilfe seiner Freunde aus der Stadt. Durch die Kriegsleute derer von Hanstein ließ er daraufhin die Stadt besetzen. Die Schweden wurden zurückgedrängt und verschanzten sich in Nähe des heutigen Forsthauses bei Heiligenstadt, dem „Schwedenfriedhof“. Später mußte Heiligenstadt aber wiederholt unter dem Dreißigjährigen Kriege leiden. Allein 1640 soll die Stadt fünfmal geplündert worden sein. Aber zurück zu Johann Zwehl.

Der legendäre Zwehl wurde 1633 für seine Verdienste von Kaiser Ferdinand geadelt. Zwehl stiftete aus Dankbarkeit für seine Errettung einen 1637 angefertigten Altar, den Vierzehn-Nothelfer-Altar in der St. Ägidienkirche — eine Meisterarbeit, die bis heute nichts an ihrem Glanz verloren hat und immer wieder von Kunstverständigen und Besuchern der Stadt bewundert wird. Der Altar trägt die Inschrift: JOHANNES ZWEHL ET UXOR APOLONIA F.F., ANO CHRISTI 1638, zu sehen ist auch das Zwehlsche Wappen.

Johann von Zwehl, der mit der Gründung einer Papiermühle 1621 auch Industrie auf dem Eichsfeld angesiedelt hatte, fand vor dem erwähnten Altar in der Ägidienkirche neben seiner Frau und seinem Enkel Gläsener, der das erste Waisenhaus auf dem Eichsfeld stiftete, seine letzte Ruhestätte.“

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Quelle: Thüringer Tageblatt vom 21.01.1982, E.B. – Bild: Johann von Zwehl


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