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Die Schlacht an der Unstrut (531)
Als erster sicherer König von Thüringen wird Bisinus genannt. Nach dessen Tod übernahmen seine drei Söhne Balderich, Herminafried und Berthachar, von denen Berthachar früh von Herminafried ermordet wurde. Schließlich blieb nur noch Herminafried als eigenständiger König übrig. Herminafried heiratete Amalaberga, die Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen. Nach dessen Tod 526 verlor das thüringische Reich den gotischen Schutz.
Die Schlacht an der Unstrut, auch Schlacht bei Runibergun oder Burgscheidungen, besiegelte 531 das Ende des Thüringerreiches durch den Sieg der Franken.
Nach einem gescheiterten Feldzug 529 griffen die Franken unter Theuderich I., Theudebert I. und Chlothar I. erneut an. Das thüringische Heer unter König Herminafrid wurde an der Unstrut vernichtet. Laut Gregor von Tours versuchten die Thüringer, die Franken mit getarnten Fallgruben aufzuhalten, erlitten jedoch schwere Verluste und flohen. Der Fluss soll von Leichen so verstopft gewesen sein, dass die Franken ihn wie über eine Brücke überquerten.
Nach dem Sieg besetzten und plünderten die Franken das Land. Herminafrid floh, wurde jedoch 534 bei einem Treffen in Zülpich ermordet, genauer gesagt - von einer Mauer gestürzt. Laut Widukind von Corvey waren auch Sachsen an der Schlacht beteiligt, die anschließend den Norden des Reichs erhielten – eine heute umstrittene Aussage.

Der genaue Ort der Schlacht ist bis heute unklar. Mögliche Stätten wie Burgscheidungen, Runneburg bei Weißensee oder Orte bei Ronnenberg und Vitzenburg konnten archäologisch nicht bestätigt werden.
Nach dem Tod Herminafrieds gingen seine Ehefrau Amalaberga und sein Sohn Amalafrid ins Exil nach Italien, in das ostgotische Reich der Amaler. Infolgedessen gelang es den Franken, das Thüringerreich zu erobern und ihrem Herrschaftsgebiet anzugliedern. Das Gebiet wurde Teil des Reiches von Metz, das Theuderich I. unterstand und als Vorgängerterritorium von Austrasien betrachtet wird. Obwohl Chlothar I. durch seine Heirat mit Radegunde, der Tochter Berthachars und somit einer Verwandten Herminafrieds, als legitimer Herrscher galt, kam es zu Konflikten zwischen den Brüdern. Ein Attentat Theuderichs auf Chlothar blieb erfolglos. Nach dem Tod Theuderichs im Jahr 533 konnte dessen Sohn Theudebert – trotz eines von Chlothar initiierten Mordversuchs – die Herrschaft über sein Teilreich behaupten. Erst nach dem Tod von Theudebald im Jahr 555 war es Chlothar möglich, ganz Austrasien sowie das ehemalige Thüringerreich seinem eigenen Machtbereich einzuverleiben.

Die Franken konnten lediglich das Gebiet zwischen Harz und Main dauerhaft kontrollieren; der nördliche Teil wurde von Sachsen besiedelt, die Berichten zufolge jährlich 100 Rinder als Pfand an die Franken entrichteten, um dort siedeln zu dürfen. Die dünner besiedelten Regionen im Osten und Süden gingen an slawische beziehungsweise böhmische Stämme verloren. Von den Thüringern wurde zudem jährlich ein Zins in Form von 500 Schweinen gefordert, der sogenannte Schweinezins, welcher bis zum Jahr 1002 Bestand hatte. Um die Region besser kontrollieren und sich gegen slawische Angriffe schützen zu können, gründete König Dagobert I. im Jahr 630 ein Herzogtum in Thüringen. Wiederholt kam es zu Aufständen der Thüringer gegen die fränkische Herrschaft, wobei der Hardrad-Aufstand (Hardrad war ein fränkischer Graf) zur Zeit Karls des Großen besondere Bekanntheit erlangte.

Über den Untergang des Thüringer Reiches berichtet die Heldensage von Iring und Irminfried (Herminafried):

„Über die Thüringer herrschte vor langen Zeiten Irminfried, ein kluger und besonnener König, der in seinen Landen Recht hielt und Lied und Weisheit pflegte. Er nahm sich die schöne Tochter des Frankenkönigs Hugo (Chlodwig) zum Weib - Amalaberga hieß sie - und glaubte vielleicht, daß er nach dem Tode ihres Vaters einmal die beiden Reiche würde vereinen können. Die Königin aber war hoffärtig und herrschsüchtig; sie hatte nicht viel Freunde in ihrer Heimat und gewann im neuen Lande wenige hinzu.
Nun besaß der Frankenkönig außer Amalaberga keine ehelichen Kinder; er hatte jedoch von einer Magd einen Sohn namens Teuderich. Teuderich war ein vorzüglicher Degen, Herr Hugo hatte ihn gern und setzte ihn auf Bitten der Grafen zu seinem Nachfolger ein. Amalaberga erfuhr als erste von jenem Entschluß ihres Vaters. Sie ging zu ihrem Gemahl, weinte vor ihm und wandte sich auch an den starken Iring, der als des Königs Freund und bester Helfer die Recken bei Hofe führte Iring riet Irminfried die Franken mit Krieg zu überziehen und sie zu zwingen, das Erbrecht Amalabergas anzuerkennen. Aber Irminfried war nicht dazu zu bewegen.

Als König Hugo gestorben war, wählten die fränkischen Großen wirklich nach seinem Letztwillen Teuderich zum König über ihr ganzes Reich. Er ließ sich krönen und schickte einen Gesandten, Dankwart, zu den Thüringern und seiner Schwester, um ihnen seine Freundschaft anzubieten.
Amalaberga hörte davon. Sie rief den starken Iring zu sich und fragte ihn, was die Männer des Reiches Thüringen tun würden, um das Recht ihrer Königin zu verteidigen. Sie weinte dabei und bat Iring, den König zu bestimmen, daß er sich zu ihrem Erbe bekenne. Sie selbst sei das einzige Kind ihres Vaters, und wenn Teuderich heute die Herrschaft führe, so habe doch auch sie Freunde genug, die sich wider ihn erheben und sich für ihr Recht einsetzen würden.
Inzwischen war der Gesandte der Franken, der edle Dankwart, eingetroffen, um das Freundschaftserbieten Teuderichs zu übermitteln. Als er vor den Königsrat der Thüringer trat, war Irminfried geneigt, ihm höflich zu antworten. Herrn Iring aber, der an das Recht Amalabergas glaubte und ihre Augen voll Tränen sah, wurde weh um das Herz.

Reiche Geschenke brachte der Fremde dem König und seiner Gemahlin und war den Grafen der Thüringer willkommen, denn die Franken waren übermächtig, und die Räte Irminfrieds wünschten den Frieden. Die Königin aber, die schöne Amalaberga, fand kein Wort des Dankes. Als nun der Franke wiederum Irminfried einen goldgeränderten Schild überreichte, stand Iring auf. „Viele Sommer und viele Winter habe ich gesehen und bin mit meinem König durch aller Völker Gaue gefahren. Nicht vermag ich zu glauben, daß er ein Reich um Ringe verkauft. Dein ist das Frankenland, Irminfried; dein Weib Amalaberga erbte es! Wirst du alt, Herr der Thüringer, läßt du dir von dem Sohn der Magd Geschenke senden?“

Der König tat, als hätte er nichts gehört, aber er verlor die Worte Irings nicht mehr aus dem Sinn; der hohe Rat ging auseinander, ohne daß über die Antwort beschlossen worden wäre. Einige Tage danach bat Dankwart um Urlaub und fragte, was er seinem Herrn bestellen solle. Irminfried beschied ihn zu sich, und als der Gesandte noch einmal von Teuderichs Erbrecht sprach, entgegnete der Thüringer und befahl Dankwart, die Antwort zu überbringen: Ihn, Irminfried, dünke es besser, daß einer, der als Knecht geboren sei, zunächst die Freiheit und dann erst das Königstum erstrebe.
„Lieber hätte ich mein Haupt hingegeben, als solche Worte von dir zu hören“, klagte der Gesandte der Franken. „nun wird der Rain zwischen Franken und Thüringern bald unter Blut stehen!“ Er kehrte mit traurigem Sinn heim und brachte seinem König den Bescheid. Der lachte. „So muß ich eilen, mich meinem Schwager Irminfried als Knecht anzubieten, damit ich wenigstens das Leben behalte.“

Teuderich ließ die Heerhörner blasen und bot sein Volk gegen die Thüringer auf. Da war niemand, der zurückblieb; die Franken fürchteten alle die Ränke der Königstochter, die ihre Herrin werden wollte, und hatten den kühnen Teuderich lieb. An der Grenze der beiden Länder trafen die Heere aufeinander, so wie es Dankwart angesagt hatte; zwei Tage kämpften Thüringer und Franken miteinander. Teuderich hatte aber zu den Sachsen geschickt, die damals mit den Franken verbündet waren, und hatte ihnen die Hälfte des Thüringer Reichs für ihre Hilfe versprochen. So kam es, daß Irminfried am dritten Tag von beiden Völkern angegriffen und überwunden wurde, obgleich der starke Iring besser als alle Helden hüben und drüben gestritten hatte. Die Thüringer mußten die Grenze aufgeben und in die Burgen flüchten.
Iring war ergrimmt über die Niederlage, er zürnte dem König wie sich selbst, daß sie beide dem Rat Amalabergas gefolgt waren und die Kraft des Reiches aufs Spiel gesetzt hatten.  Als sie berieten, wie sie zum Frieden kämen, erbot Iring sich, Teuderich aufzusuchen; ihn dünkte, daß er durch seinen Rat am Untergang der Thüringer mitschuldig geworden war. Amalaberga hörte davon. „Nun steht der Bastard höher als die echte Tochter“, sagte sie zu ihm. „Feig scheint es mir, daß ihr von Frieden redet, ehe die letzte Schlacht geschlagen ist. Für ihr Leben fürchten die Recken Thüringens.“
„Du sollst sehen“, antwortete Iring, „daß dies alles nicht in Feigheit enden wird.“ Dann ritt er aus, und ihm war schwer zu Sinn über die Not im Lande; die Höfe der Bauern brannten, die Festen waren gebrochen, und durch die Täler zogen die Flüchtigen, verfolgt von den Schwertern der Sieger. Iring trat vor Teuderich, und der sah seine Trauer.  „Warum schickt man gerade dich“, fragte der Franke spottend. „Warst du es  nicht, der dem König zum Kriege riet?“ „Wenn du das weißt, Teuderich, so ist dir meine Botschaft vielleicht umso Wichtiger“, antwortete Iring. „Ich komme zu dir, um dir den Treuschwur meines Fürsten zu bringen.“  „Ich meine“, entgegnete der Sieger, „daß es keinen Frieden zwischen Franken und Thüringern geben wird, solange Irminfried lebt, denn er folgt dem Rat seines Weibes. Geh heim, Iring, und sag, daß der Knecht den Thüringern den Frieden weigere und daß er die letzten der Flüchtlinge vertilgen werde, solange ihr König lebt!“

Iring hörte die Antwort. Die Täler seiner Heimat waren voll roten Bluts; ihn jammerte bis ins Herz, was geschehen und was dieser Krieg über sein Volk gebracht hatte. Noch einmal bat er Teuderich um Frieden und schwur ihm, sein Haupt zum Pfand zu setzen, daß der Friede gehalten werde.
„Dir würde ich trauen, Iring, wärst du der Thüringer König. Solange Irminfried lebt, darf ich ihm nicht vergessen, was er mir bestellen ließ, müssen die Seinen mit ihm sterben. Auch ängstigt mich sein Wankelmut und die Rache, die er suchen wird. Sieh“, fuhr Teuderich milderen Sinnes fort, „wenn ich wüßte, daß Irminfried demütig wäre, würde ich die Thüringer lieben, so wie ich sie jetzt hasse.“ Iring fragte, wie er das verstehen solle.

„Ich meine es so“, antwortete Teuderich, „daß du mir Irminfried an den Frankenhof bringen mußt, um Abbitte zu leisten. Ist das geschehen, so will im euer Volk schonen und dir selbst Macht und Ehren über das Reich verleihen, in dem Amalaberga herrschen wollte.“
Iring seufzte und fragte nach einer Weile: „Beschwörst du mir, daß das Sterben ein Ende hat, wenn ich dir Irminfried bringe ?“ „In Unehren sollt ihr leben, und flüchtig wird euer Volk sein, es sei denn, daß der vor mir kniet, der das Schicksal herausforderte und sich nun in Burgen verkriecht.“
Iring dachte lange nach. „Ich gelobe dir, daß Irminfried hier vor dir knien wird“, sagte er, „halte auch du dein Wort von dieser Stunde an und schone die Meinen!“ Das verspraah Teuderich ihm.
Danach kehrte der Thüringer zurück und bewog Irminfried, ins Heerlager der Franken zu kommen, um seine Unterwerfung anzubieten und um sich mit Teuderich zu versöhnen. Zu den Feinden ritten die Männer und traten vor den Sieger. Irminfried legte Iring sein Schwert in die Hand, er ließ sich vor dem Gegner auf die Knie. Da sah Iring, daß sein Schwur erfüllt war und daß Teuderich nach seinem Wort keine neue Rache an den Thüringern nehmen durfte. Weil er es aber nicht ertragen konnte, daß sein König als Überwundener vor einem Fremden kniete, durchstieß er Irminfried mit dem Schwert. Teuderich sprang auf; noch meinte er, Iring habe die Tat verübt, um selbst sein Nachfolger zu werden. „Das hast du gewagt“, schrie er. „Tod soll über dich kommen. Deinen eignen Herrn hast du gemordet, Iring, keinen Teil habe ich daran!“
„Der König kniete vor dir“, antwortete der Thüringer, „das war es was uns nach deinem Schwur den Frieden brachte. Ist es so?“ Der Franke nickte, es war richtig, was Iring gesagt hatte. „Glaub nicht, Teuderich, daß ich zu ertragen vermochte, wie Irminfried vor dir die Knie beugte. Recht war es von mir, einen Degen vor solcher Schande zu bewahren.“

Iring trat vor Teuderich, er sah den Toten nicht an. „Eines bleibt mir nur noch übrig, eines ist mir noch auferlegt, nämlich, meinen Herrn rächen." Iring riß das Schwert hoch; noch einmal zückte er es und traf den Todfeind der Thüringer. Vornüber stürzte der König der Franken und sank vor Iring zu Boden. Da hob der Starke rasch Irminfrieds Leiche und legte sie über den sterbenden Franken, damit sein Herrscher im Tode über den siege, von dem er im Leben überwunden war.
Dann schwang Iring das Schwert gegen die Franken, die auf ihn eindrangen, bahnte sich einen Weg durch ihr Heerlager und floh in die Berge. Und niemals hat ein Mensch wieder etwas von ihm erfahren. Das ist die Sage vom starken Iring, der seinen König zur Buße zwang, um sein Volk zu retten, und der die Demütigung nicht ertragen konnte."

Quelle: Hans Friedrich Blunck: „Deutsche Heldensagen“; Wikipedia; https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Geschichte_Th%C3%BCringens – Bild: Burgscheidungen an der Unstrut 2025 © Thomas Schuster Heiligenstadt

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