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Die Heiligenstädter Papiermühle des Johann von Zwehl
Über die Zerstörung der Papiermühle während des Dreißigjährigen Krieges erzählt folgende Geschichte:

„Aber nicht nur das Kriegsvolk war in dieser Zeit hart und rachsüchtig, auch in das Leben der Bürger war eine Härte gekommen, wie in normalen Zeiten sicher nicht. So hatte der Heiligenstädter Bürger Michael Kremster 1632 eine schwere Bluttat begangen, und es war ihm gelungen, nach Mühlhausen zu fliehen. Mühlhausen, das nicht zum Fürstentum Eichsfeld und damit nicht zu Kurmainz gehörte, stand ganz auf Seiten der Schweden und beteiligte sich an vielen Zügen aufs Eichsfeld.

Im Juli des genannten Jahres zogen die Mühlhäuser wieder mit gegen Heiligenstadt, und auch Michael Kremster war dabei. Da er die Stadt und ihre Umgebung genau kannte, richtete er „viel Schaden an", wie es heißt. Neben dem Hospital und der Ziegelhütte war es die Papiermühle, die er in Brand steckte. Der Verlust der Papiermühle war besonders schmerzlich, weil sie, 1621 errichtet, als älteste Mitteldeutschlands galt und die einzige im weiten Umkreis war. Als Michael Kremster an der Landwehr auf die kaiserlichen Reiter, welche zu dieser Zeit die Stadt verteidigten, schießen wollte, versagte das Gewehr, und er wurde gefangengenommen.

Man brachte ihn nach Duderstadt, und dort wurde ihm der Prozeß gemacht. Zum Tode verurteilt, wurde er „aufs Rad gelegt", wie es heißt, und hingerichtet. Bei seiner Vernehmung gab er an, der Bürgermeister Georg Andres aus Mühlhausen habe ihm den Auftrag gegeben, die Papiermühle in Brand zu stecken.“
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Die Papiermühle in Heiligenstadt gehörte zu den ersten Papiermühlen Deutschlands. Aus einer Urkunde vom Jahr 1621 geht hervor: „Darneben (Leinemühle) steht die Papiermühle. Johann Zwehl Kanzleirath und Landschreiber hat sie im Jahr 1621 bauen lassen.“ 1817 pachtete Papiermachermeister Johann Christoph Lovis die Mühle, der sie 1828 für 8.500 Taler kaufte. 1854 erfolgte mit dem Kauf moderner Papiermaschinen die Umwandlung von einer Papiermühle zur Papierfabrik in der Flinsberger Straße.

Am 13. November 1872 kaufte Franz Engelmann für 8.000 Taler die Papiermühle und riss die 1901 ab. Heute befindet sich an der Stelle in der Leinegasse das Landratsamt, ehemals Nadelfabrik (später Solidor). Das Portal der Mühle ist noch erhalten und wurde in ein Wohnhaus am Werner-Martin-Weg eingesetzt.

Quelle: Rudolf Linge „Der Hahn auf dem Kirchturm“ – 1978
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