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Aus dem Archiv: Die alten Heer- und Handelsstraßen
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Samstag 13 Apr 2024
Tags: alteVerkehrswege
„Die alten Heer- und Handelsstraßen sind Naturwege, die aus dem natürlichen Verkehrsbedürfnis der Menschen heraus unter Anpassung an die Boden- und Terrainverhältnisse als Völkerstraßen, Kriegspfade und Handelswege durch häufiges Begehen und durch Hinwegräumung der gröbsten Hindernisse entstanden sind. Dabei hatten die Verkehrswege das Bestreben, möglichst den kürzesten und billigsten Weg einzuschlagen, daher die oft so großen Steigungen und die gerade Erstreckung, wie wir sie beim Dün und Höheberg beobachten können.

Die Tallinien waren von altersher richtunggebend, wenn auch die Täler selbst wegen Überschwemmungsgefahr und Feuchtigkeit des Bodens gemieden wurden. Fast immer führten sie auf den trockeneren Hängen entlang und nur gezwungen suchten sie die Täler auf. Entscheidend für das Vorhandensein und die Bedeutung der Verkehrswege waren auch die durch sie verbundenen großen Anfangs- und Endpunkte.

Schon im 13. Jahrhundert wurde auf vielen Straßen der Straßenzwang eingeführt, d. h. es durften nur bestimmte Straßen befahren werden. Aus ihnen entwickelten sich die Geleitstraßen. Das Wesen der Geleitstraße liegt darin, daß bestimmte Personen oder Städte mit dem Geleit belehnt wurden. Damit kamen sie in den Besitz der Straße, übernahmen jedoch gleichzeitig die Verpflichtung, für die Sicherheit der Reisenden gegen ein Geleitsgeld zu sorgen. Das wir in den früheren Zeiten schon so zahlreiche Straßen vorfinden, die häufig dicht nebeneinander herlaufen, hat seine Ursache weniger an dem gesteigerten Verkehrsbedürfnis, als vielmehr in dem häufigen Wechsel der Straßen durch zu hohe Zölle, Kriege und Abnahme der Handelsbedeutung einzelner Orte.

Der Zustand der alten Straßen war äußerst dürftig. Ausbesserungen wurden nur sehr wenig vorgenommen, einen festen Unterbau gab es nicht. Für die Bestimmung der alten Straßen dienen alte Karten, Urkunden, Reiseberichte, Geleitsverzeichnisse, Flurnamen, Warten u. Siechenhäuser.

Die Hauptrichtungen der älteren Verkehrswege des Eichsfeldes waren die ältere ostwestliche und die jüngere nordsüdliche. Für die Ostwestrichtung waren die Linien durch die Natur vorgezeichnet: erstens durch den Holunger Paß, zweitens durch das Wipper- und Leinetal, drittens durch das Unstrut-Geisledetal, viertens durch das Werratal. Für die nordsüdliche Richtung: erstens durch das Hahletal, zweitens durch die Nebenbäche der Werra (Walsetal, Rosoppe- und Luttertal), drittens durch die Göttinger Senke.“

Quelle: Dr. Herbert Buschendorf: „Die Kulturgeographie des Eichsfeldes“ – 1932 – Bild: Geleitstein an der alten Heeresstraße Ost-West 2023 © Thomas Schuster Heiligenstadt


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