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Die Zerstörung des Klosters Worbis
Heiligenstadt im Eichsfeld
Veröffentlicht von Thomas Schuster in Eichsfeld · Dienstag 23 Apr 2024
Tags: WorbisKlosterZisterzienser
Über die Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Worbis ist sehr wenig bekannt. Es befand sich an der Stelle des heutigen Klosters. Innerhalb von 229 Jahren erlosch hier das klösterliche Leben.

Der Heimatforscher Wolfgang Trappe beschreibt in seinem Heft „Alt-Worbis“ den Niedergang des Klosters während des Bauernkrieges:

„… Nicht minder als an anderen Bauernkriegsstätten der Region kam es auch in Worbis zu Aktionen, die sich gegen das seit 1311 bestehende Zisterzienserinnenkloster richteten. Es war das Tochterkloster der in Beuren und Anrode angesiedelten Frauenklöster. Die Zahl der Konventualinnen im Worbiser Kloster mußte auf 40 beschränkt werden, weil ansonsten „viele Edle, Vornehme und Ritter ihre Töchter durch allerlei Arglist in das Kloster zu bringen wußten“.
Mitte des 15. Jahrhunderts geriet das Kloster in Schulden, und man beklagte den Verfall der Ordensdisziplin. Nonnen wurden schwanger und Visitationen erfolgten. Man sprach in eingeweihten Kreisen von ‚sittlicher Verkommenheit‘ einiger Insassinnen und Kleriker. …“

Weiter schreibt er:

„… Obwohl es im Eichsfeld überall gärte und offene Feindseligkeiten gegen Adelige und Kleriker um sich griffen, blieb das Worbiser Kloster zunächst unberührt. Auf Anweisung des erzbischöflichen Kommissarius hatten die Nonnen Kirchengut, Urkunden und Siegel mit Hilfe Heinrichs von Bültzingslöwen nach Nordhausen gebracht und dort dem Rat zur Verwahrung übergeben. Das Bauernheer erreichte unter Müntzer und Pfeiffer am 5. Mai 1525 Worbis, nachdem im Eichsfeld an Burgen und Klöstern Vergeltung geübt worden war.
Zwei Hundertschaften Mühlhäuser, Worbiser und Birkunger brachen in das verlassene Kloster ein und plünderten, was übrig geblieben war. Anschließend zündeten Mühlhäuser Brandmeister das verlassene Kloster an. Der Chronist weiß zu berichten, daß Hans Deupoldt aus Gernrode und andere zu bedenken gaben: „Ihr lieben Freund, nit thut solches; denn Nehmen und Brennen nit mag bestehen.“

Nach der Niederlage des Bauernheeres hatten die Eichsfelder Bauern, die sich an den Plünderungen beteiligt hatten, nichts zu lachen. Neben Folter und Tod der Beteiligten musste der Schaden bezahlt werden. Weiter lesen wir in Trappes Aufzeichnungen:

„… Dort, wo der Unterdrückten Zorn feudaler Besitztümer sich bemächtigt hatte, entstanden im Nachhinein falsche widersprüchliche Augenzeugenberichte. Der Pfarrer von Breitenworbis wollte von Augenzeugen gehört haben, die Brandmeister hätten das Kloster erst in Brand gesetzt, nachdem der Haufe auf dem Weg zur Harburg, sich unterwegs getrennt hatte. Demgegenüber bekundete Hans Demuth aus Worbis, daß der Brand nach Abzug des Haufens sofort gelöscht werden konnte, doch am anderen Tag wieder angeschürt worden sei. In späteren Aussagen von vernommenen 93 kurmainzischen Zeugen wurde diese Darstellung bestätigt. Man sprach von wiederholten Plünderungen und „ein Scharfe und Heusener hätten die Glocken auf dem Turm zerschlagen, ehe sie dieselben hinunterwarfen“.

1532 lag das Kloster noch vollständig in Trümmern. Die einstigen Besetzer des Worbiser Kanonikerhauses und die vier Worbiser Pfeiffergetreuen, die zwei Jahre zuvor den „Uffrur vnd Lerm“ zu Worbis gemacht hatten, hätten anno 1525 eine Bauernrotte zum Worbiser Zisterzienserinnenkloster geführt. Sie, die gesuchten Rebellen, wären es auch gewesen, die an den von Bültzingslöwen Rache für alle erlittenen Demütigungen genommen hätten.

Nach dem Aufstand flüchteten sie mit Weib und Kind nach Nordhausen. Einen von ihnen, den „langen Jakoff“, griffen die Bültzingslöwen auf und richteten ihn hin. Das Kloster wurde nicht wieder aufgebaut und 1540 aufgelassen. Den Zisterzienserinnen gab der Nordhäuser Rat auf Quittung des Propstes Jodocus Stowffenbuel und zweier Kirchenältesten im Mai 1526 das nach Nordhausen verlagerte Gut zurück. Der dem Kloster entstandene Schaden wurde auf 1 200 fl. geschätzt.“

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Quelle: Wolfgang Trappe: „Alt-Worbis“ – 1989 – Bild: Kloster mit Nonnen – erstellt von KI – und dem originalen Siegel © Thomas Schuster Heiligenstadt


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